AEGYPTEN IM HERBST 2004


Wir haben in 16 Tagen Kairo erlebt, eine lange Busfahrt quer durchs Land unternommen und danach 5 Tage in Marsa Alam mit Tauchen, Schnorcheln und Entspannen verbracht. Anschliessend besichtigten wir Tempel und Grabkammern in Luxor, und schliesslich ging es zurück, diesmal mit dem Zug, nach Kairo.

Aegypten wird zu Recht als eines der sichersten orientalischen Reiseländer angepriesen. Es wimmelt geradezu von Touristenpolizisten. Die können zwar oft kein Englisch, sind aber sehr hilfsbereit und zudem sehen sie wirklich chic aus in ihren weissen Uniformen.
Die Menschen sind sehr hilfsbereit und herzlich. Wenn es darum geht, Reisenden was zu verkaufen, werden natürlich alle Register gezogen. Handeln ist unumgänglich und macht Spass. Hartnäckigkeit kombiniert mit einem bisschen Scherzen (theatralische Mimik, massloses Übertreiben) hat sich am meisten bewährt.
Schade, dass wir fast nur mit Aegyptern, nicht aber mit den Aegypterinnen Kontakt hatten. Die meisten Frauen geben sich sehr zurückhaltend, auch sind viele nicht berufstätig und somit ausschliesslich für den inneren Bereich, sprich Haushalt, Familie und Erziehung, zuständig. Natürlich gibt es individuelle Unterschiede, gerade zwischen Stadt- und Landregionen und sozialen Schichten.
Mit den Männern ist das eine recht komplizierte, sehr subtile Angelegenheit. Es gibt Momente, wo frau sich trotz angepasster Kleidung und Zurückhaltung etwas ausgestellt fühlt. Dies hat unter anderem mit dem völlig verzerrten Bild der Europäerinnen in den aegyptischen Medien zu tun. Es kann vieles erleichtern wenn man auf die Frage, ob man verheiratet sei, einfach mit ja antwortet. Einzelne Gespräche mit Aegyptern liessen viele Zusammenhänge, Ursachen und Wirkungen klarer erscheinen. Es ist nicht zu leugnen, dass unsere Kulturen - und somit auch die Ansichten - in manchen Bereichen verschieden sind. Und gerade diese Tatsache macht den Kontakt und Austausch so spannend.

Spontan laden einen Einheimische zu sich nach Hause ein. Eine natürliche Offenheit und das Vertrauen in die guten Absichten der Leute bescheren einem viele unvergessliche Erlebnisse und Einblicke in eine Kultur, die auf den üblichen Touristenpfaden schlicht nicht möglich gewesen wären. Gleichzeitig ist es aber auch wertvoll, auf seinen Bauch zu hören und dementsprechend zu handeln. Aufgefallen ist uns, dass viele Einheimische eine sehr gute Menschenkenntnis zu haben scheinen bzw. viel genauer beobachten und beurteilen können, wie es jemandem geht. Die emotionale Gefühlslage des Menschen hat einen höheren Stellenwert als in unserer Kultur. Davon zeugen beispielsweise auch die Texte arabischer Lieder.

Kairo pulsiert, macht müde und dreckig. Es ist laut (die Autohupen werden zu verschiedensten Zwecken gerne und ausgiebig eingesetzt, dafür fahren die meisten nachts ohne Licht, das gleicht sich aus), die Luft ist schmutzig, der Verkehr reichlich, so auch die Menschenmengen. Sobald die Angst, überfahren zu werden schwindet, kann man sich prima treiben lassen.

Ich hatte zuvor Termine mit Amira El Kattan ausgemacht, der momentan erfolgreichsten Kostümdesignerin in Kairo. Dort kam ich dann an mit meinen Wünschen und Skizzen und liess mir zwei Tanzkostüme auf den Leib schneidern... Die Frau ist ein Energiebündel, witzig und sehr herzlich. Und sie versteht was von ihrer Arbeit!
Natürlich besuchte ich mehrere Geschäfte für Tanzbedarf, hier z.B. der Laden von Mahmoud Abdel Ghaffar.
Wenn schon Kairo, dann auch die Pyramiden. Beim Ansehen der Bilder möchte ich gleich nochmal hin, es war ein besonderes Erlebnis. Tickets können sehr günstig an den kleinen Tickethäuschen gekauft werden. Am besten mietet man sich für einen Tag ein Taxi mit Chauffeur, das kommt allemal günstiger als eine der preislich überrissenen Touren.
Apropos: Internationale Studentenausweise verhelfen einem zu tollen Eintrittspreisen. Selbst für eine Zugfahrt bezahlt man so nur die Hälfte.

 

Wir sahen sowohl Gizeh mit der umwerfenden Sphinx und der riesigen Cheops-Pyramide, wie auch Sakkara, wo unter anderem die Stufenpyramide zu bestaunen ist. Sie ist der erste Monumentalbau der Welt aus behauenen Steinen und stammt aus der Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends.
Eine spezielle Erfahrung war, als einzige Frau 11 Stunden lang in einem alten Bus durch die Nacht zu fahren (manchmal eher: zu schleudern). Während der Fahrt wurde ein Spielfilm gezeigt, dessen Handlung sämtliche Klischee-Vorstellungen, die ein Aegypter von einer Europäerin haben kann, vollumfänglich bestärkte. Ich würde den Film der Sparte "arabische Erotik-Komödie" zuordnen, wenn es das denn gibt. Einigen Männern schien meine Anwesenheit in diesem Zusammenhang sichtlich peinlich zu sein, mir ging es ähnlich... Der Bus brachte uns schliesslich nach Marsa Alam.

Ach... das malerische Kahramana-Hotel mit den Häuschen direkt am Meer, das hervorragende Essen, unser Lieblings-Aegypter Mimmo, den wir schon etwas länger kennen … (hier zensiert durch Shisha-Rauch).

Und unser kleiner Haus-Gecko. Er muss wirklich jung gewesen sein, hier sitzt er auf meinem kleinen Finger.
Die Unterwasserwelt des Roten Meeres ist wunderschön. Die Gegend um Marsa Alam ist noch recht unberührt und die Leute dort tragen Sorge zum Meer. Sie haben aus den Fehlern, die z.B. in Hurghada begangen worden sind, gelernt.
Klar, dass Urs wieder fleissig und mit Hingabe fotografiert hat.

 

 

 

 

 

 

Von Marsa Alam weg zu gehen hat ein bisschen wehgetan.

Auf etwas eigenen Wegen (mit Sammeltaxi, dann mit Privatmann, der jedoch über eine Touristenlizenz verfügte) gelangten wir mitten durchs Gebirge nach Luxor. Dort betrieben wir in kurzer Zeit Extrem-Besichtigung, sahen die ganzen Gräber und Tempel.

Sehr beeindruckend… nicht nur die Sehenswürdigkeiten, auch die Temperaturen. Bei 47° im Valley Of The Kings rumzulaufen, das hatte schon was...

Beeindruckend, wie Hatschepsuts Tempel aus dem Berg ragt. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch im Luxor-Tempel. Wir kamen am späten Nachmittag an und blieben bis zum Einbruch der Dunkelheit. Durch die mystische Beleuchtung wirkte alles nochmal ganz anders als tagsüber.

 

 

 

 

 

Fast ebenso beeindruckend war der Service im einfachen und günstigen Hotel Happyland. 5-Sterne-Service wie Begrüssungsdrink, jeden Tag frische Handtücher, Frühstück, die Herzlichkeit der Angestellten und des Inhabers Mr. Ibrahim… und das für ca. Fr. 5.- pro Person.

Mit dem Zug fuhren wir dann zurück nach Kairo. Aegyptisches Museum, nochmals durch den Basar, einen weiteren Pyramidentag und bei Amira die Kostüme abholen…
Alles in allem hatten wir eine gelungene Mischung aus Action und Erholung, Kultur und Konsum.
Was bleibt, sind die Erinnerungen an schöne und eindrückliche Erlebnisse, eine Handvoll alter und neuer Freunde und die Vorfreude auf einen nächsten Besuch.
Fotos: Urs Ackermann PHOTO-VISION.CH